Der Baum des Jahres 2019 Ulmus laevis – Die Flatterulme

04. März 2019

Die Bestände der Flatterulme sind bis heute noch nicht durchgängig erfasst, auch weil der Baum gerne mit seinen Cousins, der Bergulme und Feldulme, verwechselt wird.

Der bis zu 40 Meter hohe Baum ist überall zwischen England und Ural zu finden und sowohl in Nordeuropa als auch im Südosten heimisch. Heute rückt ihre Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Klimabedingungen die Flatterulme ins Blickfeld von Klimaexperten: Obwohl sie feuchte Gebiete mag,  kann sie nämlich auch an trockeneren Standorten recht gut gedeihen. In Osteuropa und im Nordosten Deutschlands kann man heute noch alte Alleen aus Flatterulmen bestaunen.

Sehr wahrscheinlich ist, dass andere Ulmenarten nach und nach aus unserer Landschaft verschwinden werden. Schuld ist die sogenannte Holländische Ulmenkrankheit, die seit fast 100 Jahren die Ulmenbestände dezimiert. Auslöser der Krankheit ist ein kleiner Pilz, der mit importiertem Ulmengehölz aus dem ostasiatischen Raum eingeschleppt wurde. Durch ihn verstopfen die Wasserleitbahnen und die Baumkronen vertrocknen. Unsere Feldulmen und Bergulmen erreichen deshalb kaum noch ein hohes Alter.

Die Flatterulme bietet hier Grund zu Hoffnung, denn sie ist wenigen attraktiv für die Insekten, die diesen gefährlichen Pilz übertragen und auch sonst scheint sie pilzresistenter als ihre Ulmenkollegen zu sein. Interessanterweise wird sie von der Käferart, die den Pilz überträgt, einfach nicht erkannt und somit nicht befallen. Wird der Pilz doch mal auf ihr heimisch, weist sie eine höhere Resistenz als ihre Ulmenkollegen auf. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die Flatterulme sich nicht mit ihren Ulmenkollegen kreuzt, Währen Feld- und Bergulme sich gegenseitig bestäuben, bleibt die Flatterulme lieber unter sich.

Die Flatterulme wächst gern an Flussufern und Hartholzgebieten. Durch menschliche Einflusse auf die Landschaft, z.B. Rodung und Flussbegradigung, ist ihr Lebensraum deutlich kleiner geworden und sie steht in einigen Bundesländern auf der roten Liste. Samen der Flatterulme keimen nur auf vegetationsfreien Böden mit einer aufgespülten Streu- und Humusschicht und diese ist seit zwei Jahrhunderten zunehmend zurückgegangen. Grund was zu tun, z.B.: 2017 hat das Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises bereits begonnen Sammelnetze unter ausgewählte Mutterbäume zu legen. Das gewonnen Saatgut wurde an verschiedene Baumschulen verkauft. Die Verantwortlichen hoffen durch die Vermehrung der Flatterulme die Ulmenbestände zu stabilisieren. Absoluter Bonus ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Luftverschmutzung und Bodenverdichtung. Dies rückt sie ins Licht von Stadt- und Landschaftsplanern, die die Flatterulme schon in Parks und Straßenrändern stehen sehen.

Ulmen leben in enger Beziehung  mit spezialisierten Arten. Ein bekanntes Beispiel ist der Ulmen-Zipfelfalter, aber auch Pilze und viele weitere Insekten leben in enger Symbiose mit den Ulmen. Nicht nur gut für die Flatterulme also, dass sie Baum des Jahres ist.

Bildnachweise:

Flatterulme: Jean-Pol GRANDMONT

Blüte der Flatterulme, zugeschnitten: Stefan Lefnaer

Ulmen-Zipfelfalter: Zeynel Cebeci

Herrschaftliche Flatterulme

Herrschaftliche Flatterulme

Ulmen-Zipfelfalter

Ulmen-Zipfelfalter

Blüten der Flatterulme

Blüten der Flatterulme