Kleine Läden – große Chancen?

13. Februar 2024

Ein kleiner Laden inmitten der Stadt – das klingt verführerisch! Als „Nahversorger“ genau da sein, wo viele Menschen leben. Die Diversität und Anziehungskraft der Stadt sorgt für Kundenfrequenz 24/7 und garantieren Erträge auf kleinster Fläche.

So weit, so logisch! Oder etwa nicht?

Seit vielen Jahren begleite und beobachte ich die Szene der grünen Stadtläden. Viele sah ich kommen, einige richtig aufblühen, manche schnell wieder verschwinden.

Warum? Folgend drei provokative Thesen und Chancen.

 

1.These: Standard Garten-Konzepte reichen nicht aus

Die kleine Laden-Bühne darf im Sortiment und im Ladendesign neu gedacht werden. Wer vergleichbar ist, verliert gegen größere Shopping Spots.

Das Angebot eines großen Gartencenters auf 500m2 abzubilden ist OK, wenn NUR die Sichtbarkeit der eigenen Marke erhöht werden soll. Als ertragreiches Geschäftsmodell ist es wenig erfolgversprechend. Der gängige Concept-Cocktail aus vielen Warengruppen und kleinen Angebotsmengen hat allzu oft ein 0815-Sortiment zur Folge.

Gute Nachricht: Es gibt Chancen für exzellente Konzepte. Themen-Kombinationen sind besonders erfolgreich, denn sie schaffen neue Beziehungen. Grün paart sich hervorragend mit z.B. Lifestyle & Fashion oder Kunst & Reisen.

Ein wandelbares Ladenkonzept verspricht den Kunden ebenfalls stetig neue Erlebnisse. Tagsüber Laden, abends Theater? Die multiple Nutzung bringt Frequenz und fasst die unterschiedlichen Wünsche der Menschen zusammen.

 

2.These: Logistik für Große ≠ Logistik für Kleine

Kleine Läden sind in ihren Prozessen nicht mit großen Läden vergleichbar. Ohne Menge auf der Fläche und ohne ein Lager kann die Organisation nicht die Gleiche sein. Der Kontakt zu Lieferanten braucht mehr Nähe, mehr Feinabstimmung, mehr Flexibilität.

Gute Nachricht: Der Herausforderung kann von zwei Seiten begegnet werden. Einmal ist die Essenz des eigenen Sortiments entscheidend. Wer sehr gut kuratiert und noch besser dosiert, behält den Überblick beim Warenfluss. Des Weiteren sind Kontakte zu Manufakturen vielversprechend. Hier ist nicht nur Außergewöhnliches erhältlich, sondern auch ein persönlicher Kontakt und kleine Bestellmengen möglich.

 

3.These: Menschen kaufen bei Menschen

Ohne ein leidenschaftliches Team mit Spirit wird ein kleiner Laden nie laufen. Menschen sind die wichtigsten Genussfaktoren und machen die Gäste zu Fans.

Gute Nachricht: Mehr Seele und Ambiente können durch eine Vielzahl an Ideen Einzug halten. Eine Plauderkasse einrichten, Personal-Shopping-Termine anbieten, auf Mehrsprachig­keit in der Kommunikation setzen oder auf Tastings und Events Menschen mit gleichen Interessen zusammenbringen.

 

Die Gretchenfrage ist immer der langfristige Ertrag. 5000 €/m2 Umsatz sollten es schon sein. Dafür muss die Kundenfrequenz und die Drehzahl auf einem hohen Niveau gehalten werden. Wer das Tiny-Store-Format einmal passgenau entwickelt hat, kann es auf weitere Standorte anwenden. Denn kleine Läden machen generell nur dann ökonomischen Sinn, wenn sie multipliziert werden.

Also kleine Läden – große Chance? Ja! Wenn wir uns trauen die grüne Schublade der Normalität zu verlassen.

Lebe hier und jetzt: Stadtläden können ihre Kunden auf unterschiedlichste Weise abholen und erreichen. Gut ist es, wenn es Räume für Begegnung gibt oder Plätze zum

Verweilen einladen… zum Malen, Stricken, Musizieren, Arbeiten, News lesen und vieles mehr. Multiple Nutzung bringt Leben und Frequenz in den kleinen Laden.

Sei anders: Klein Stadtläden müssen sich abheben vom gewöhnlichen Pflanzen-Verkaufs-Flair. Gut ist es, wenn verschiedene Profil kombiniert werden, z.B. Pflanzenverkauf in Kombination mit einer Szene-Bar oder

einem Vintage-Clothing-Store. Im Laden darf es einzigartige Anregungen geben, z.B. eine eigene Pflanzenvermehrungsstation oder exklusive Kunst-Objekte für noch schöneres Wohnen.

Sei konkret: Ein schlankes Sortiment darf maßgeschneidert sein. Gut ist es, wenn deine Kunden gleich wissen, welchen Spirit du verkaufen möchtest, z.B. Pflanzgut für den Urban Farmer, beste Technik für den Indoor-Jungle

oder Botanical Treasurers für Exzentriker. Wenn sich der eingängige Look mit individueller Beratung kombiniert, gehören kleine Stadtläden zu den Gewinnern.