Wa(h)re Werte: Gesunder Genuß aus eigenem Garten

10. Juni 2021

Wa(h)re Werte: Gesunder Genuß aus eigenem Garten

Antje Verstl für DEGA Grüner Markt (Ausgabe 5-6/2020)

 

Der Selbstversorger Garten wird in den nächsten Wochen zum  Thema Nummer 1. Damit stehen vitaminreiches Obst, heilkräftige Kräuter und vielseitiges Gemüse auf der Wunschliste ganz oben.

Bevorzugt werden Alte Sorten, Wildpflanzen, Bioqualitäten, regional produziert, leckere Vielfalt und ein Vielfachnutzen.

Verwenden statt Verschwenden heißt die Devise  und wird zum Ausdruck des bewußten Konsums.

Drei kulinarische Multitalente geben klare Antworten.

 

Erdbeeren – Erosbeeren

Seit der Steinzeit sind Walderdbeeren bekannt. Seit jeher gelten sie als Symbol der Lust und Verführung.

Die Gartenerdbeere (Fragaria x ananassa) ist als Zufallssämling vor mehr als 250 Jahren entstanden. Heute kennen wir weit über 1000 Sorten in abenteuerlicher Farb- und Wuchsvielfalt.

Ob im Garten, im Balkonkasten, am Spalier oder als luftige Ampelpflanze – glücklich sind Erdbeeren nur am optimalen Standort.

Licht, Luft und Liebe brauchen sie, um ihre köstlichen Früchte reifen zu lassen.

 

Und dieser süße Duft!  300 natürliche Aromastoffe sind in Erdbeeren enthalten; ein Weltmeister in der Duftwelt. Nomen est omen: Fragaria = lat. Duft.

Wer nicht genug bekommt, der pflanzt Knoblauch dazu; ein altbewährtes Gartenrezept der Römer; wirkt gegen Graufäule bei Erdbeeren fabelhaft.

Erdbeeren sind nicht nur eine süße Köstlichkeit, sie sind vor allem auch reich an Vitamin C (stärkt das Immunsystem), an Vitamin A (gut für die Haut), Vitamin B (nimmt den Stress) und vielerlei Mineralstoffen.

Die Früchte lassen sich am besten frisch genießen oder in Süßspeisen, als Marmelade, Sirup und Saft.

In der Naturapotheke lassen sich Erdbeeren bei Sonnenbrand, Hautunreinheiten und Zahnverfärbungen gut einsetzen.

Die Blätter werden bestens im Frühsommer geerntet. Lecker und gesund als Tee.

Die Wurzeln werden im Herbst geerntet – getrocknet und aufgekocht wirken sie hervorragend bei Gicht. Erdbeeren, ihr seid Spitze!

 

 

Rhabarber ist Rhabarber ist Rhabarber

Die einen lieben ihn, die anderen rümpfen die Nase, andere denken an die Kindheit, wo Rhabarberstängel in Zucker getunkt als köstliche Nascherei galt.

Wie auch immer – er ist da und in diesen Jahren wieder richtig da und beliebt.

Der Rhabarber (Rheum rhabarbarum) ist eine sehr alte aus dem Himalaya stammende Nutzpflanze. Schon vor 4000 Jahren galt sie in China als Heilpflanze, damals wurden allerdings seine unterirdischen Pflanzenteile genutzt. Engländer kamen erst im 18. Jahrhundert auf die Idee ihn zu essen.

Rhabarberpflanzen sind ein Stielgemüse, trotz seiner meist süßen Zubereitungsart. Bis zu 10 Jahre alt wird die Einzelpflanze und legt jährlich an Größe und damit an Ertrag zu.

Die fruchtigen Stangen werden im zweiten Standjahr, von April bis Ende Juni geerntet, zum einen um dem Rhabarber bis zur nächsten Saison Erholung zu gönnen, zum anderen weil zu diesem Zeitpunkt der Oxalsäuregehalt stark ansteigt.

Die schöne weiße Blütenrispe macht die Gemüsepflanze auch nach der Ernte zum optischen Highlight eines jeden Gartens.

Bevorzugt werden heute die rotstieligen Sorten, da sie auf Grund ihres geringen Gehalts an Frucht- und Oxalsäure milder und süßer im Geschmack sind. Beliebte Sorten: `Red Valentine` und `Èlmsblitz`. Der grünstielige Rhabarber mit grünem Stängelfleisch ist ertragsreicher und intensiver im Aroma.

Rhabarber ist robust und pflegeleicht. Einen sonnigen und warmen Platz mit ausreichend Standraum und Bodennährstoffen dankt er mit gesundem Wachstum.

Durch eigene Duftstoffe schützt er sich sogar wunderbar vor Fraßfeinden.

Mit seinen verschiedenen Fruchtsäuren, der Vielzahl an Mineralstoffen und Vitaminen von A bis C sind die fruchtig schmeckenden Stängel wahre kulinarische Muntermacher.

Schon probiert: sein fruchtig-saures Aroma passt sogar zu Fleischgerichten!

 

Himbeere –Steinzeitbeere und Weltenbummler

Die Himbeeren (Rubus idaeus) sind vielgereiste Globetrotter.

Ob Alaska, Malaysia oder im Himalaya bis zu 2500m NN – überall wachsen Himbeeren!

Ursprünglich stammen sie wohl aus Südosteuropa.

In Mitteleuropa wurden sie bereits vor über 5000 Jahren angebaut – ein echtes Ur Obst, dass die Steinzeitmenschen gemeinsam mit Linsen, Erbsen und Rüben als gesundes Nahrungsmittel und Heilpflanze schätzten.

Himbeeren sind reich an besten Vitaminen und Mineralstoffen und lassen sich vor allem ganzjährig nutzen. Das erkannten unsere Vorfahren schnell –  im Winter waren getrocknete Himbeeren ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Auch die Himbeerblätter sind reich an gesunden Wirkstoffen und werden seit jeher als Tee gebrüht.

In den Früchten und Blättern ist viel Salizylsäure enthalten, was die klugen Menschen damals schon als erstes Aspirin nutzten. Wirkungsvoll wurden sie auch bei Fieber und Grippe eingesetzt – bis heute!

Heute sind längst nicht mehr alle Beeren rot. Die Sorte ˋBlack Jewelˋ überrascht mit schwarzen Beeren und ˋGolden Queenˋ mit leuchtend gelben Früchten.

Im Frühsommer genießen Hummeln und Bienen die nektar- und pollenreichen Blüten und sorgen für reichlich Früchte.

Bitte nach der Blüte mit Kalium düngen für einen saftigen beerigen Genuss.

Für einen halbschattigen Gartenplatz oder einen lichtscheuen Balkon sind Himbeeren wunderbar – luftfeucht und humoser Boden ist ihre Welt.

Für den lichtscheuen Stadtbalkon nehme man Herbsthimbeeren, die bereits im ersten Jahr reifen und schön kompakt wachsen, wie ´Autumn Bliss´. Der Kübel sollte 50 cm Durchmesser haben.

Und – je mehr Sortenvielfalt, umso höher die Beerenbeute.

 

 

Bild: © shutterstock.com/Mirko Graul